Lean Management kann vieles sein: effizient, strukturiert, sinnvoll – aber leider auch nervig. Vor allem dann, wenn dein Team das Gefühl hat, dass hier nur wieder ein neues „Mode-Wörtchen“ durch die Produktion gejagt wird. Doch genau das wollen wir vermeiden! In diesem Beitrag erfährst du, wie du dein Team nicht nur zum Mitmachen bewegst, sondern sie mit System für Lean Management begeisterst.
Fangen wir vorne an und beschäftigen uns mit dem Problem. Warum verläuft die Einführung von Lean Management häufig im Sande?
Die 3 häufigsten Stolperfallen bei der Einführung von Lean Management
Darum scheitern Lean-Projekte oft schon in der Anfangsphase
Diese Gedanken solltest Du Dir im Vorfeld machen. Denke mit 2-3 schlauen Köpfen über diese Top 3 Probleme nach und entwickelt gemeinsam Lösungsansätze. So umgeht ihr gemeinsam die Lean-Einführungsfalle.
1. Lean wird von oben „verordnet“ und aufdiktiert
Wenn Lean Management als Befehl von oben kommt, reagieren die meisten Mitarbeitenden mit innerem Widerstand. „Chef war mal wieder auf einem Seminar und hat was Neues gelernt…“, denken sie sich. Das Ergebnis: Keiner macht mit, weil niemand versteht, warum das Ganze sinnvoll sein soll. Zusätzlich ist jeder Person unklar, was es ihr persönlich bringt. Ohne persönlichen Nutzen? Ohne mich! Lean Management endet, bevor es überhaupt angefangen hat.
2. Lean ist kryptisch und unverständlich
„Lean Management? Klingt irgendwie nach Abnehmen.“ Wenn das die erste Assoziation ist, dann wird das eher nichts mit Lean in der Produktion. Lean Management muss greifbar sein, sonst bleibt es ein undurchsichtiges Buzzword. Nur weil es Lean Management heißt, musst Du es ja nicht unbedingt auch in Deiner Produktion so nennen. Vielleicht gibst Du dem Unterfangen bei Euch eine Bezeichnung, die zu Eurem Unternehmen passt. „Entspannter Arbeiten durch clevere Alltagskniffe“ holt Deine Kollegen und Kolleginnen vielleicht eher ab und sie können sich etwas darunter vorstellen. Wenn Du jetzt mit einfachen Erklärungen, einer Einsteiger Methode wie 5S und echten Quick Wins für jede*n Einzelnen um die Ecke kommst, ist das ganze Thema plötzlich konkret und erlebbar. Beteiligte sehen ihren persönlichen Nutzen und sind dabei!
3. Menschen mögen tendenziell keine Veränderung
Solange alles läuft (auch wenn’s holpert), bleiben die meisten von uns in der Komfortzone. Das ist menschlich. In unserer Komfortzone sind wir sicher und können das, was von uns erwartet wird mit Bravour leisten. Jetzt kommt etwas Neues auf uns zu und plötzlich ist uns nicht mehr klar, ob wir das leisten können. Unser Gehirn will uns schützen und in Bekanntem verharren, denn hier sind wir sicher und erfolgreich. „Veränderung? Och nö.“
Um uns da rauszubekommen, muss das neue Vorgehen extrem reizvoll für uns sein. Einfach, schnell, bequem und es muss uns mehr Vorteile bringen, als das altbekannte, jahrelang erprobtes Vorgehen. Puh, gar nicht so einfach, die Einführung von Lean Management darauf anzupassen, oder?
So bringst du dein Team dazu, Lean Management zu verankern
Die ersten Lean Schritte müssen überzeugen
Der erste Eindruck zählt gilt auch bei Lean Management. Häufig bekommst Du als Führungskraft nämlich keine zweite Chance bei der Einführung von Lean. Kurz und knapp: Die ersten Schritte müssen sitzen!
1. Mach Lean Management sichtbar und erlebbar!
Was du jetzt brauchst, ist ein kleines, sichtbares Erfolgserlebnis. Ein gutes Beispiel dafür ist ein 5S Workshop in der Produktion.
- Gestalte einen Arbeitsplatz neu.
- Sortiere aus, was nicht gebraucht wird.
- Mach es übersichtlicher.
- Alles muss auf Anhieb gefunden und genutzt werden können
Und dann? Lass die Mitarbeitenden selbst erleben, wie viel einfacher ihr Alltag plötzlich wird. Das Aha-Erlebnis kommt schneller, als du denkst. Und Neugier ist der erste Schritt zur Begeisterung! Erstelle einen Testarbeitsplatz an dem alle interessierten Mitarbeiter die 5S-Organisation ausprobieren und direkt erleben können. 3 Minuten Zeiteinsatz zum Testen des neuen Arbeitsplatzes reichen, um 5S zu erleben. Mikro-Learning in kürzester Zeit überzeugt vielfach und kann ein guter Einstieg sein, um das Thema auszubauen.
2. Beseitige Vorurteile und Ängste
„Lean? Da werden Leute wegrationalisiert!“ Ein weit verbreiteter Irrglaube. Dein Job ist es, klarzumachen: Es geht nicht darum Arbeitsplätze zu streichen oder noch schneller zu arbeiten, sondern intelligenter. Ab sofort machen wir es nämlich wie im Sport: Wir verbessern unsere Technik, anstelle von Muskelkraft! Und entlassen wird hier niemand, bei dem Fachkräftemangel sind wir froh, mit dem bestehenden Team die neuen Herausforderungen zu meistern. Lean heißt Umorganisation und cleveres Handeln, um alles zu schaffen, wettbewerbsfähig zu bleiben und Arbeitsplätze zu sichern.
Sag es, wie es ist: „Lean bedeutet weniger Stress, weniger Suchen, weniger Chaos – und ja, auch ein bisschen fauler sein!“ Klingt doch gar nicht so schlecht, oder?
3. Hol dir Freiwillige ins Boot
Freiwillige? Ja, du hast richtig gelesen. Statt dein gesamtes Team auf einen Schlag zu „beglücken“, starte mit einer kleinen Gruppe von Freiwilligen. Die First Follower und Early Adopter. Personen die, das Interesse haben zuerst dabei zu sein. Personen, die es lieben, Dinge auszuprobieren und neugierig sind. Diese Personen gibt es immer und überall. Im Privaten haben diese Personen immer das neueste Handy, probieren neue Trends aus und so weiter.
So findest Du diese Personen bei Dir im Unternehmen: Vielleicht gibt es nach einem kurzen Teaser zu Lean Management eine Schulung für Interessierte? Dann lass die Leute sich dafür bewerben! So stellst du sicher, dass du echte Multiplikatoren hast, die auch wirklich Lust haben, Lean in den Arbeitsalltag zu bringen.
4. Lass dein Team selbst auf Spurensuche gehen
Statt zu predigen, lass deine Leute selbst entdecken, wo es klemmt. Gib ihnen eine Woche lang die Aufgabe, ihre größten Zeitfresser und Stolpersteine zu identifizieren. Die kurze Methode „Verschwendungsrundgang“ ist dafür super geeignet und dauert nicht lange. Gerade mal 20 Minuten! Am Ende wirst du sehen: Die besten Verbesserungsideen kommen von denen, die jeden Tag an und in den Prozessen arbeiten.
5. Feiere Erfolge – auch die kleinen!
Jede*r von uns liebt es, wenn sich unsere Arbeit auszahlt. Also: Vorher-Nachher-Fotos machen, kleine Verbesserungen hervorheben und jeden Fortschritt feiern. Ein simples „Guck mal, wie mega das jetzt aussieht!“ kann Wunder wirken. Schmeißt den Grill an und feiert Euren Erfolg! Es geht nicht nur um die Riesenprojekte sondern auch um die kleinen Schritte. Einsparungen von zwei Minuten hier und wenigen Sekunden da machen auf die Personen und auf ein Jahr hochgerechnet häufig eine Einsparung von mehreren Monaten aus. Hier hilft Dir unser Blogbeitrag zum Thema Hochrechnung.
6. Integriere Lean in den Alltag (statt es als Extraprojekt zu verkaufen)
„Ich habe keine Zeit für Lean Management!“ Doch, hat jeder. Denn Lean ist an vielen Stellen keine Zusatzaufgabe, sondern eine neue Art zu denken und zu arbeiten.
Mach es zu einer Routine: Lieber täglich kleine Verbesserungen als alle paar Wochen eine Riesenaktion. So bleibt Lean lebendig. Oft ist es schon das Umplatzieren eines Werkzeuges von A nach B, oder ein neues Symbol am Regal, was Dir ab sofort 2 Minuten Pro Tag erspart. Das Ganze gilt dann zusätzlich für Deine Kolleginnen und Kollegen und allen ist geholfen.
7. Der Chef muss mitmachen!
Kein Witz: Wenn Lean nur „von oben gewollt“ ist, aber nicht „von oben gelebt“ wird, dann kannst du es direkt lassen. Also, liebe Führungskräfte: Rein in die Produktion, mit anpacken, Fragen stellen, sich sichtbar machen. Und bitte nicht nur zur Eröffnung des Workshops erscheinen! Lean funktioniert im Team, Walk the Talk, Vorleben… Du weißt schon…
8. Holt euch Best Practices aus anderen Unternehmen
Ihr seid nicht die Ersten, die Lean einführen. Also warum nicht mal bei Unternehmen vorbeischauen, die es bereits erfolgreich machen? Der Austausch mit anderen Lean Management Anwendern kann extrem inspirierend sein.
Falls ihr Lust habt: In einigen unseren Lean-Kurse fahren wir mit den Teilnehmern in Unternehmen, die Lean bereits erfolgreich umsetzen– damit sie aus erster Hand lernen können. Oder organisiert einfach selbst einen gegenseitigen Besuch mit Unternehmen zu denen ihr Kontakte habt. Oftmals sind diese Firmen sogar um die Ecke, im selben Industriegebiet wie ihr und haben großes Interesse daran, gegenseitig voneinander zu lernen.
9. Plant Zeit für Lean ein
Ja, es muss auch mal Zeit reserviert werden. Ob es nun wöchentliche Lean-Meetings oder gezielte Verbesserungs-Workshops sind – ganz ohne Zeitinvest geht es nicht. Aber glaubt uns, das zahlt sich aus! Erst durchdenken und den Workshop planen, danach den Workshop durchführen und ab dann kontinuierlich in kleinen Schritten im Alltag verbessern. So entwickelt sich Lean von einer Methode zu einer festen Denkweise und einem Arbeitsstil.
Fazit: Lean Management muss begeistern statt belehren!
Dein Erfolgsrezept für Lean-Euphorie:
- Mach es sichtbar! Kleine Erfolge erzeugen Neugier.
- Bau Ängste ab! Lean bedeutet weniger Stress, nicht mehr Arbeit.
- Hol die richtigen Leute ins Boot! Freiwillige sind die besten Multiplikatoren.
- Lass das Team selbst Probleme entdecken! So wird Lean greifbar.
- Feiere Erfolge! Wer Fortschritt sieht, bleibt motiviert.
- Mach Lean zur Gewohnheit! Kein Extra-Projekt, sondern ein neuer Arbeitsstil.
- Führungskräfte, seid Vorbilder! Wer Lean will, muss es leben.
- Schaut euch andere Unternehmen an! Best Practices sind unbezahlbar.
- Reserviert Zeit! Lean braucht Raum, um zu wirken.
Also: Mach’s clever, dann wird Lean nicht zur Last, sondern zur Leidenschaft!
Lust auf mehr praxisnahe Lean-Tipps?
Bekommst Du! In unserem Podcast „No More Kuddelmuddel – Lean Management auf Deutsch“. Eine neue Folge gibt’s alle zwei Wochen donnerstags. Natürlich überall, wo es Podcasts gibt, oder direkt hier: https://www.freiraum-bande.de/no-more-kuddelmuddel-lean-management-auf-deutsch/
In diesem Sinne: No More Kuddelmuddel!